Berichte/Presse: Salzach-Gymnasium Maulbronn

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Schullektüre erleben am jungen Theater Heilbronn

Autor: SGMaulbronn
Artikel vom 09.01.2023

Den Kontrast zu jeder Arzt- und Anwaltsserie bildet das Theaterstück Corpus Delicti von Juli Zeh. Ebenso mitreißend und angelehnt an Juli Zehs gleichnamigen Roman. Die Genialität dieses Textes haben aber nicht erst die Schauspielerinnen und Schauspieler des jungen Theaters Heilbronn entschlüsselt, der Roman ist offiziell vom Kultusministerium genehmigt. Er ist Abiturlektüre.  
Darum hat es sich der Leistungskurs Deutsch der Jahrgangsstufe 1 des Salzach-Gymnasiums und des Evangelischen Seminars nicht nehmen lassen, die Aufführung dieser Inszenierung zu besuchen. Das allgemeine Problem an Theaterbesuchen mit Schulklassen ist das unempfängliche Publikum. Die Schüler sind gezwungen zu kommen, still zu sitzen und zu schweigen, die damit einhergehende Frustration resultiert darin, dass sie nichts davon tun. Die Schauspieler müssen sich daher oft vorkommen wie Zirkusdompteure. Unser Kurs setzte sich also in die Vorstellung und erwartete eben das. Es mag sein, dass sich dieses Phänomen verwächst, Tatsache ist: vom ersten Monolog bis zum Einsetzen des Applauses war das Publikum gebannt! Wir hatten allen Grund zu staunen, wie gelungen die vier Schauspielerinnen und Schauspieler in sechs relevante Figurenrollen schlüpften und uns den Blick auf eine negativ utopische, nahe Zukunft eröffneten. 
Was wäre, wenn höchstes staatliches Ziel Gesundheit wäre, weil Gesundheit das ist, wonach alle Menschen streben oder streben sollten? Juli Zehs Justizdrama aus dem Jahr 2009 konfrontiert die Zuschauer mit der Figur Mia Holl, die in einem solchen totalitären System, genannt „die Methode“, Mitte des 21. Jahrhunderts lebt. Die „Methode“ überwacht die Bürgerinnen und Bürger, schränkt deren persönliche Freiheit zugunsten der Sicherheit aller ein, um jedem körperliche Gesundheit zu garantieren. Ist das recht? Mias Antwort darauf ist zunächst „Ja“. Als ihr Bruder sich jedoch nach einer Anklage für Vergewaltigung und Mord im Gefängnis erhängt, gerät Mias Systemtreue ins Wanken. Sie glaubt fest an seine Unschuld und schlittert in eine schwere persönliche Krise. Der totalitäre Staat ahndet Mias abnehmende Systemtreue und sein Rechtssystem verfolgt Mia in ihre eigene Wohnung und sogar noch weiter. 
Der Roman, und so auch das Theaterstück, stellen die Frage nach dem freien Willen, aber auch danach, welche Werte uns wichtig sind und was wir dafür aufgeben würden.
Für unseren Deutsch-Leistungskurs war der Theaterbesuch ein echtes Erlebnis – eine beeindruckende, anregende und gewiss nachhaltige Erweiterung unseres Unterrichts! Macht geradezu Lust auf mehr! (Alice Kieser, J1)